Wissensmanagement in Unternehmen: Von einer Sprach-Kultur über eine Schrift-Kultur zur KI-Kultur

Wissensmanagement in Unternehmen: Von einer Sprach-Kultur über eine Schrift-Kultur zur KI-Kultur

12. Februar 2025 0 Von Markus Flechtner

Wissen ist eine der wertvollsten Ressourcen eines Unternehmens. Künstliche Intelligenz ermöglicht da viele neue Möglichkeiten – wenn die Informationen in passender Weise vorliegen.

Wenn man in der Geschichte der Menschheit zurückschaut, dann gab es vor langer Zeit Gesellschaften, die keine geschriebene Sprache kannten. Wissen wurde – um ein Klischee zu bedienen -“ von den alten weisen Männern in ihren Erzählungen am Lagerfeuer an die nächste Generation weitergegeben.“ In Unternehmen gibt es teilweise noch eine ähnliche Kultur. Experten geben ihr Wissen durch persönliche Gespräche, Meetings oder Erfahrungsberichte weiter. Wenn man sie fragt, dann bekommt man eine Antwort. Aber dieses Modell birgt Risiken: Wissen bleibt oft in den Köpfen einzelner Experten und geht verloren, wenn sie das Unternehmen verlassen. Oder was passiert, wenn diese Experten gerade nicht erreichbar sind?

In den menschlichen Gesellschaften gab es durch die Einführung einer Schrift eine wahre Wissensexplosion. Wissen wurde in Büchern und Schriften gesammelt und verbreitet, konnte vervielfältigt werden und war unabhängig von Personen immer verfügbar. Wissen konnte generationenübergreifend unverändert weitergegeben werden. Auch in Unternehmen gilt Ähnliches: Prozesse, Best Practices und Fachwissen werden dokumentiert, in Handbüchern oder Datenbanken gespeichert und so für alle zugänglich gemacht. Aber teilweise liegen sie immer noch versteckt auf lokalen Festplatten oder in den email-Accounts einzelner Mitarbeiter. Doch angesichts der wachsenden Datenmengen und der Notwendigkeit schneller Entscheidungen reicht es nicht mehr aus, wenn mir Kollege Meier sein Installationsskript schickt, wenn man ihn danach frage.

Genauso wie aus „Best Practices“, Skripten und dokumentierten Anleitungen in IT-Unternehmen automatisierte Prozesse mit Tools wie Ansible oder Terraform werden, muss auch das Wissen einen ähnlichen Weg gehen. Der nächste Schritt ist die „KI-Kultur“. Und Wissen muss strukturiert abgelegt sein, um die Voraussetzungen für diese Entwicklungsstufe zu schaffen. Wissen wird nicht nur schriftlich irgendwo festgehalten, sondern in einer Form strukturiert erfasst, die künstliche Intelligenz auswerten und nutzen kann. Zum Beispiel in unternehmensweiten Wikis oder öffentlichen Repositories. Durch maschinelles Lernen und intelligente Systeme können dann relevante Informationen automatisch aus diesen Systemen generiert werden und Mitarbeitende gezielt unterstützt werden. Unternehmen müssen daher sicherstellen, dass Wissen nicht in individuellen Köpfen bleibt, sondern in digitaler und durchsuchbarer Form in unternehmensweiten Wissensmanagementsystemen gespeichert wird. Nur so kann KI das volle Potenzial ausschöpfen und Unternehmen einen echten Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Unternehmen, in denen immer noch gilt „frag doch x, der weiß das bestimmt“, sind in diesem Prozess mindestens zwei Schritte zurück und haben meiner Meinung nach noch einen weiten Weg aufzuholen.

Die Anregung zu diesem ausnahmsweise einmal nicht-technischen Text in diesem Blog habe ich beim Meeting „meet ora2know“ am 29. Januar 2025 in Köln bekommen,. Dort haben Andre Lünsmann und Sebastian Pielawa in einem Vortrag „DBA 2.0“ darüber berichtet, wie sie Events aus Alerting System mit einem LLM und mit Wissen aus der unternehmensinternen Knowledgebase (sprich: RAG) mit Lösungshilfen versehen. Ein wichtiger Punkt dabe, dass eben dieses Wissen aus der Knowledgebase in einer sinnvoll strukturierten Form vorliegen sollte.

Bild von Harish Sharma auf Pixabay